Die Einführung des Goldstandards
Die Jahre 1850 bis 1875 sind durch Belastungen des bimetallischen Systems gekennzeichnet. Großbritannien hatte als einziges Land den Goldstandard eingeführt und stieg zur führenden Industrie- und Handelsmacht auf. Portugal band sich 1854 an den Goldstandard, da es den Großteil der Außenhandelsgeschäfte mit Großbritannien abwickelte. Es war zu befürchten, dass sich die westliche Welt in einen Gold- Silber- oder Bimetallblock spalten könnte. Europa hatte mit wachsenden Problemen bei den Bimetallmünzen zu kämpfen, da die Währungspolitik eines jeden Landes einen anderen Feingehalt an Edelmetallen für die Münzen festlegte. Eine Folge des Abbaus der Zollschranken nach 1860 und eine Ausdehnung internationaler Transaktionen hatte die Vermischung der verschiedenen europäischen Münzen zur Folge. Da die verschiedenen landestypischen Münzen einen unterschiedlichen Feingehalt an Edelmetallen zu ihrem Nennwert besaßen, führte es zu erheblichen Problemen. Die ausländischen Münzen, welche einen geringeren Edelmetallanteil besaßen, verdrängten die einheimischen Münzen im Zahlungsverkehr, während die wertvolleren einheimischen Münzen gehortet wurden. Die betroffenen Länder waren sich ihrer gegenseitigen Abhängigkeit bewusst und beriefen 1865 eine internationale Konferenz ein, deren Ergebnis die Lateinische Münzunion war.
Durch den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurden die Staaten Frankreich, Österreich-Ungarn, Italien und Russland gezwungen, die Konvertibilität ihrer eigenen Währungen auszusetzen. In Großbritannien herrschte Währungsstabilität. Nach dem Krieg war in Russland und in Österreich-Ungarn inkonvertibles Papiergeld statt Silber im Umlauf. Es bestand kein Grund mehr für Deutschland an der Silberwährung festzuhalten, da sie im Handel mit Osteuropa keine ausschlaggebende Vorteile mehr bot. Ein beträchtlicher Teil des deutschen Handels wurde mit britischen Krediten finanziert. Diese Kredite lauteten auf Sterling und waren durch Gold gedeckt. Die Reparationszahlungen, die von Frankreich an Deutschland flossen, waren die Grundlage der neuen deutschen Goldwährung, die Mark. Frankreich musste eine Entschädigung in Höhe von fünf Milliarden Francs in Gold zahlen. In Deutschland wurde dieses Gold geschmolzen und zu eigenen Münzen geprägt. Gleichzeitig verkaufte Deutschland seine Silberbestände und kaufte weiteres Gold auf dem Weltmarkt zu. Um einer Abwertung der Silberwährungen durch die hohe Silbermenge auf dem Markt entgegenzuwirken, limitierte Frankreich die Prägung von Silbermünzen.
Da Deutschland eine starke Industriemacht auf dem europäischen Kontinent war, und Berlin sich zu einem Finanzzentrum entwickelte, hatte das System des Goldstandards an Attraktivität gewonnen. Nun kam es zu einer Kettenreaktion. Die übrigen Länder, die mit Großbritannien und Deutschland Handels- und Finanzbeziehungen unterhielten, sind dem erfolgsversprechenden System des Goldstandards gefolgt. Dänemark, Holland, Schweden, Norwegen und die Länder der Lateinischen Münzunion gehörten zu den ersten Ländern, die ihr Währungssystem auf eine reine Goldwährung umstellten. In den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hatten die Vereinigten Staaten, Russland und Japan den Goldstandard eingeführt. Im Jahre 1898 wurde die indische Rupie an das Pfund gebunden, darauf folgten auch Ceylon und Siam. In Lateinamerika gab es eine Lobby der Silberminenbetreiber, aber trotz des Widerstandes führten auch Mexiko, Peru und Uruguay den Goldstandard ein. Milton Friedman und andere Ökonomen vertraten die Ansicht, dass das Preisniveau stabiler geblieben wäre, wenn das System des internationalen Bimetallismus noch im größeren Umfang existent gewesen wäre. Die Deflation hätte vermieden werden können, wenn die Vereinigten Staaten und Europa die uneingeschränkte Münzprägung beibehalten hätten. Dies hätte den Effekt gehabt, dass derselben Warenmenge eine größere Geldmenge gegenübersteht und damit die Preise stabil geblieben wären.
Quelle: Wikipedia