Die Planung in Kriegszeiten und ihre Folgen
In Großbritannien gab es nach dem Krieg Planungen für eine internationale Währungsordnung seit 1940, in den Vereinigten Staaten seit 1941. Die Briten verpflichteten sich in der Atlantikcharta vom August 1941 und dem gegenseitigen Beistandsabkommen vom Februar 1942 die Konvertibilität für das Pfund in der Leistungsbilanz wiederherzustellen. Die USA gab die Zusage, die Finanzhilfen zu günstigen Konditionen auszubauen und die Vollbeschäftigung zu respektieren. Als Gegenleistung akzeptierten die Briten den Grundsatz der Nichtdiskriminierung im Handel.
John Maynard Keynes und Harry Dexter White unternahmen den Versuch diese Ziele in Einklang zu bringen. Allerdings rivalisierten ihre Pläne untereinander. 1943 wurde die letzte Fassung veröffentlicht. Diese bildete die Grundlage für die Gemeinsame Erklärung amerikanischer und britischer Experten und für die Artikel des Abkommens des Internationalen Währungsfonds. Die Fassungen von White und Keynes unterschieden sich in den Verpflichtungen, die sie den Gläubigern auferlegten, in der Mobilität des Kapitals sowie in der Flexibilität der Wechselkurse. White wollte eine Welt ohne Kursstützungen und Kontrollen. Keynes hingegen erlaubte den Ländern, ihren Wechselkurs zu ändern und bei Bedarf Handels- sowie Wechselkursrestriktionen anzuwenden, damit Vollbeschäftigung und Zahlungsbilanz in Einklang gebracht werden können. Die Clearing Union von Keynes sah eine umfassende Zahlungsbilanzfinanzierung vor, welche strengen Einschränkungen und Strafzinsen unterlag und maß der Flexibilität der Wechselkurse eine wichtige Rolle zu. Damit wollte er verhindern, dass eine deflatorische Politik im Ausland Länder dazu zwang, Arbeitslosigkeit zu importieren. Die Vereinigten Staaten würden, wenn sie ständig wie in den 1930er Jahren Zahlungsbilanzüberschüsse erwirtschafteten, die gesamten Ziehungsrechte anderer Länder finanzieren müssen. Diese beliefen sich laut Keynes auf 23 Milliarden Dollar. Da die Clearing Union unbegrenzte Verpflichtungen für Gläubiger mit sich bringen würde, waren die Amerikaner gegen den Plan von Keynes. Deshalb begrenzte der White-Plan alle Ziehungsrechte auf 5 Milliarden Dollar und die Verpflichtungen der USA auf 2 Milliarden Dollar.Die ungleiche Verhandlungsmacht der Amerikaner und der Briten fand sich im Kompromiss der Gemeinsamen Erklärung und in den Artikeln des Abkommens wieder. Der Bedarf an flexiblen Wechselkursen ist umso größer, je knapper die Finanzierung ist. Die Briten wollten flexible Wechselkurse, die Amerikaner dahingegen feste Wechselkurse. Der Kompromiss brachte „feste, flexible Wechselkurse“, also Stufenflexibilität. Die Länder mussten ihre Währung in Gold oder in Gold konvertierbaren Währung (Dollar) festlegen. Ihr Wechselkurs durfte nur um ein Prozent von diesem Wert nach unten oder oben schwanken. Das Abkommen erlaubte die Beibehaltung von Kontrollen des internationalen Kapitalverkehrs. Da die Briten auch weiterhin auf einer Begrenzung des Finanzierungsvolumens beharrten, wurden die Amerikaner gezwungen, auf die Forderung der Briten nach flexiblen Wechselkursen einzugehen und die Beibehaltung der Devisenbewirtschaftung hinzunehmen. Durch die Dollarknappheit wurden die bescheidenen Quoten und die Ziehungsrechte des Abkommens aber fast bedeutungslos. Das wurde bereits sichtbar, bevor der IWF 1947 seine Tätigkeit aufnahm.